Mit harten Bandagen, ohne Anstand? #Recruiting in Zeiten des Fachkräftemangels

Recruiting-Life

Erfolgreiches Active Sourcing erfordert Selbstreflektion

Auf ein Wort, liebe Kolleg:innen im Recruiting, die Zeiten sind hart und jede:r von uns weiß, was es heißt, auf langer oder kurzer Strecke seine:n Traumkandidat:in zu verlieren. Doch ist bei allen Absagen, Nicht-Reaktionen, neudeutsch Ghosting, oder manchmal sogar beleidigenden Kommentaren auf Kandidat:innen-Seite auch immer ein Stück Selbstkritik angebracht.

Sobald ein:e Kandidat:in absagt, verschwinden viele unserer Recruiting-Kolleg:innen ins Nichts –  sozusagen Ghosten auf Recruiting-Seite – statt sich zumindest einmal für die Antwort beziehungsweise vielleicht auch den Grund der Absage zu interessieren sowie sich freundlich zu verabschieden.

Die Candidate-Journey endet nicht mit einer Absage des/ der Kandidat:in

Was meinen Sie, wie fühlt man sich auf der anderen Seite? War man am Anfang der/die heiß umworbene Kandidat:in, ist man auf einmal unsichtbar, weil nicht wertschöpfend verwertbar?
Ich stelle diese Frage rein rhetorisch und provokant, denn die Antwort ist für jeden offensichtlich.
Das Interesse an meiner Person als Kandidat:in hält zumeist genauso lange an, wie ich selbst Interesse signalisiere und hinter meinem Interesse ein Geschäft für den/die Recruiter:in zu machen ist. Sobald es nicht in die gewünschte Richtung des/der Recruiter:in geht, erlischt auf dieser Seite das Interesse oftmals abrupt.

Aber ist das okay oder fühlt man sich da als Kandidat:in nicht eher wie eine Handelsware, die, wenn sie nicht die richtige Eigenschaft oder Reaktion zeigt, sofort wieder auf dem Wühltisch landet?

Der Kandidat/ Die Kandidatin – mehr als Handelsware

Wundern wir uns als Recruiter:innen deshalb vielleicht, wenn unser Berufsstand zwar auf Arbeitgeber:innen-Seite gerade eine größere Wertschätzung erfährt, diese aber von Kandidat:innen bei Weitem nicht zu verzeichnen ist? Wir sogar einen Ruf erlangen, der bei besonders umworbenen Berufsgruppen wie den ITlern fast ein Quälgeist-Image hat?

Wie wir bei tfit mit einem „Danke, kein Interesse“ umgehen

In unserer Arbeit im Active Sourcing gibt es für mich und meine tfit-Kolleg:innen die goldene Regel, dass nach JEDER Absage eine freundliche Auf-Wiedersehen-Reaktion kommt – und wenn es sich anbietet, jede:r Kolleg:in nach dem Grund der Absage fragt.

Was bringt es uns? Gebietet es uns nicht der Anstand? Wir glauben an den schönen Spruch: im Leben sieht man sich immer zweimal. Es ist doch eigentlich normal, sich nach einer Bitte zu bedanken, auch wenn man eine Absage bekommt, oder? Persönliche Neugier an diesem Menschen sowie auch eine gewisse statistische Validierung treiben uns dabei natürlich auch an.


Manchmal erhalten wir für diese Extrameile auch ein schönes Lob, das uns zeigt, dass unsere Kandidat:innen sehr genau unterscheiden, wem sie Ihr Vertrauen geben. Das kann dann z.B. so aussehen:

Recruiting ist heute eine ausgesprochene Expertise und ein spezialisierter Berufsstand. Und wie überall im Berufsleben sind es die Menschen, die aus einem Berufsstand das machen, was er nach außen hin darstellt.


Wertschätzung als Währung im Recruiting

Trotz hartem Konkurrenzkampf um die besten Köpfe macht auch hier der Ton (und unsere Haltung als Recruiter:innen) die Musik. Menschen, und in diesem Falle Kandidat:innen, spüren das und bringen uns die Wertschätzung entgegen, die wir Ihnen zuvor signalisieren. Lassen Sie uns ein anständiges Business und einen wertgeschätzten Berufsstand mit unserem eigenen Verhalten kreieren und gerne die Extrameile gehen – mit Anstand trotz harter Bandagen.


Katja Teichert

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