Frauen in der IT – Geschichte einer Wissenschaft

Arbeitsmarkt

Alles begann mit einer Frau…

Als Personalberaterinnen in der IT-Branche haben wir täglich Kontakt zu den unterschiedlichsten Menschen im Bereich der Informationstechnologie. Nichts Neues und dabei trotzdem sehr auffällig: die Mehrzahl der IT-Talente ist männlich. Aber warum ist das so? Schließlich beginnt die Geschichte der Informationstechnologie mit einer Frau.

Die Mutter der Programmiersprache Grace Hopper

Die Entwicklung der Informatik als Wissenschaft hat ihren Ursprung im 19. Jahrhundert, die Begründerin dieser Wissenschaft war eine Frau. Ada Lovelace gilt mit ihrem Algorithmus zum Berechnen von Bernoulli-Zahlen mit der Analytical Engine-Rechenmaschine als erste Programmiererin. Angefangen in der Frühgeschichte des Computers bis in die späten 1980er Jahre, galt das Programmieren als „typischer Frauen-Beruf“. Besonders in der Zeit während des Zweiten Weltkriegs wurde das Programmieren fast ausschließlich von Frauen ausgeführt. Die Geschichte der Informatik hat einige Pionierinnen auf dem Gebiet des Programmierens hervorgebracht: so zum Beispiel Grace Hopper, die mit ihrer Arbeit am ersten vollelektronischen Rechner Mark I einen Meilenstein der Programmiersprache setzte. Ein modernes Beispiel für erfolgreiche Frauen in der IT ist auch Jade Raymond. Als Videospielproduzentin ist sie unter anderem durch ihre Arbeit an Ubisofts Assassins’s-Creed zu großer Bekanntheit gekommen. Das Know-how ist da, aber wo sind die Frauen?

Obwohl der Anteil an Frauen in der Software-Entwicklung in den USA im Jahr 1987 noch bei 42 % lag, sieht das Bild in der heutigen Zeit viel ungleicher aus. Während Länder wie Bulgarien und Rumänien im internationalen OECD-Vergleich mit bis zu 30 % Frauenanteil in der IT führend sind, schneidet Westeuropa vergleichsweise schlecht ab. Gerade in Deutschland ist der Frauenanteil in der IT-Branche mit lediglich 16,6 % verschwindend gering. Auch der Blick in die auszubildende Betriebe und Universitäten zeichnet ein ernüchterndes Bild. Lediglich 18 % der Informatik-Studierenden sind weiblich. In IT-Ausbildungsberufen liegt der Anteil sogar nur bei 9 %. Das liegt zum einen an dem Image, dass vor allem naturwissenschaftliche Arbeitsbereiche mit sich bringen. Trotz der modernen Denkstrukturen unserer Gesellschaft halten sich gewisse Stereotype des MINT-Bereichs hartnäckig. „Fehlende Rollenvorbilder“ hält der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Michael Stahl, auch für einen möglichen Grund für das fehlende weibliche Interesse an naturwissenschaftlichen Arbeitsfeldern. Wie können wir gesamtgesellschaftlich mehr Interesse an diesen Arbeitsfeldern generieren?

Komm mach MINT

In Deutschland gibt es bereits verschiedene, teilweise auch millionenschwere, Kampagnen, die Frauen für eine Ausbildung oder ein Studium im MINT Bereich interessieren und begeistern sollen. Das Kompetenzzentrum Technik, Diversity, Chancengleichheit, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, versucht mit breit aufgestellten Informationskampagnen Komm mach MINT und interaktiven Tests bereits im frühen Alter anzusetzen. Eine andere Organisation, die sich um mehr Frauen in der IT bemüht, sind die Code Girls in Leipzig. Durch regelmäßige Workshops, Vorträge und Diskussionen soll Frauen Themen wie Codes, Programmierung und Digitalisierung nah gebracht werden. Spaß, Neugier und das Interesse an komplexen Herausforderungen stehen hier im Vordergrund, ohne potenzielle ITlerinnen gleich mit komplexen Fachbegriffen abzuschrecken. Auch die Initiative „Women’s Day“ der Zeitschrift Emotions, in Zusammenarbeit mit verschiedensten Unternehmen, soll Interessierten, Frauen aber auch Männern, Themen der Digitalisierung, IT und Aufstiegschancen im Informationsbereich nahebringen. Durch eine Reihe an unterschiedlichen Events wie Vorträge oder Networking Veranstaltungen soll Frauen eine Plattform geboten werden, um die männerdominierten MINT-Bereiche von einer anderen Seite kennenzulernen.

Vor allem der kreative Aspekt des Codierens und Programmierens soll für Frauen durch solche Veranstaltungen in den Vordergrund gerückt werden. Zusätzlich soll auch ein praktischer Einblick in naturwissenschaftliche Tätigkeiten einen zusätzlichen Anreiz schaffen, sich zu informieren und eine Ausbildung oder Studium in diesem Bereich in Betracht zu ziehen. Als Gesellschaft können wir diese Vorhaben und Bemühungen nur unterstützen und Frauen ermutigen, Stereotypen und Vorurteile zu besiegen und umzukrempeln.

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