Geht es um Digitalisierungsprozesse, werden oft drei unterschiedliche Begriffe miteinander in Verbindung gebracht. Wo liegt der Unterschied zwischen Transformation, Revolution und Disruption? Kurz gesagt beschreibt der Begriff Transformation einen Veränderungsprozess. Aus dem amerikanischen Strukturalismus abgeleitet, ist damit ein schrittweiser Übergang von einem Ist-Zustand zu einem Soll gemeint. Eine Revolution definiert dagegen einen strukturellen Wandel, der sich relativ kurzfristig vollzieht. Sie ist gleichzeitig auch ein Umbruch bestehender Normen und Gewohnheiten. Die Disruption ist in unserer heutigen Zeit die radikalste Form der Veränderung. Bestehende Prozesse und Normen werden durch neue Strukturen und Ansätze vollständig verdrängt und obsolet. Alle drei Begriffe stehen für diesen aktuellen und nachhaltigen Wandel unserer Gesellschaft und unseres Denkens. Die Geschichte hat schon in früheren, ähnlichen Phasen bewiesen – und wird es wieder beweisen – dass es in diesen Zeiten bei Menschen und Unternehmen Gewinner und Verlierer gibt- und geben wird.
Infrastruktur als Beschleuniger der Technologie
Die digitale Transformation bezeichnet einen schrittweisen Veränderungsprozess, der sich in digitalen Technologien begründet und einen Einfluss auf Gesellschaft und Unternehmen ausübt. Der Prozess der Veränderung wird dabei durch eine digitale Infrastruktur ermöglicht und beschleunigt. Je mehr Infrastruktur bereitsteht, desto schneller können sich neue Technologien entwickeln und verbreiten. In unserer heutigen Zeit lässt sich dies gut durch immer schnellere und hoch technologisierte Veränderungen nachvollziehen, die bis vor wenigen Jahren so gar nicht denkbar waren. Der Übergang von analogen zu digitalen Techniken hat den Grundstein für vollkommen veränderte und moderne Prozesse gesetzt. Die Virtualisierung z.B. verändert nachhaltig verschiedene Lebensbereiche der Menschen und ihrer Lebensstile sowie Organisationen in Unternehmen, die sich schneller und agiler aufstellen müssen. Längst sind wir von digitalen Technologien abhängig. Auch das Kernstück unserer Kultur, die Kommunikation, ist ein bedeutender Teil der digitalen Transformation.
Mensch – Maschine – Kommunikation
Mit dem Wandel der Technologien geht auch ein Prozess der Automatisierung einher. Maschinen können menschliches Verhalten, Denkmuster und Kommunikation nachahmen und teilweise durch Lernprozesse weiterführen und selbst steuern. Durch die globale Vernetzung gestalten sich damit auch neue digitale Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten. Digitalisierung und Automatisierung sowie KI stehen für minimalen Zeitaufwand und maximalen Output. Sie halten in allen Lebensbereichen Einzug und erhalten durch die ständige Optimierung unseres Lebens ihre Existenzberechtigung. Durch die Transformation von Lebens- und Arbeitswelt bilden sich aber auch neue Schlüsselkompetenzen, da digitale Daten gleichzeitig sehr anfällig für Missbrauch sind.
In den letzten Jahren hat sich das Feld um IT-Sicherheit, Cloud Computing, Big Data, Data Analytics oder Internet of Things extrem gewandelt und verstärkt. Nie sind Kompetenzen in diesem Bereich so wichtig gewesen wie heute. Wir befinden uns in einem ständigen Prozess der Weiterentwicklung und stehen mit jeder Innovation auch gleichzeitig vor immer neuen Herausforderung, um dem Fortschritt gerecht zu werden. Die große Frage hierbei bleibt, ob es möglich sein wird, alle Menschen und Organisationen, auf diesem Weg der Entwicklung mitzunehmen.
Das neue Verhältnis von Markt und Kunde
Im Mittelpunkt dieser Weiterentwicklung von Technologien und Geschäftsfeldern ist auch der Kunde längst wieder in den Fokus der Unternehmen gerückt. Entscheidend sind nicht nur Daten, die man aus dem Nutzerverhalten von Kunden gewinnen kann, sondern auch die extreme Handlungsgeschwindigkeit, die mit technologischem Fortschritt einhergeht. Durch die Übersättigung des Marktes wird das Verhältnis von Markt und Kunde neu definiert. Kaufentscheidungen und Information finden heute mehrheitlich digital statt. Die Nutzerzentrierung soll Unternehmen helfen, Bedürfnisse und Wünsche ihrer Kunden besser zu verstehen und so individuell auf ihn einzuwirken und von der eigenen Dienstleistung zu überzeugen und die Entscheidungsfindung zu beeinflussen.
Innovation und Fortschritt oder Angst und Schrecken?
Die digitale Transformation hält Einzug in jedem noch so kleinen Lebensbereich unserer Gesellschaft. Aber ist dies eigentlich von allen Teilnehmern gewollt? Schon immer sehnt sich der Mensch nach Innovation und Fortschritt, Optimierung der eigenen Lebenswelt und Arbeitserleichterung. Trotzdem ist Veränderungsbereitschaft eine Charaktereigenschaft, die nicht bei allen Menschen und Unternehmenslenkern ausgeprägt vorhanden ist, ja sogar vielen Menschen Angst macht. Die Verlierer der Industrialisierung waren damals die Arbeiter, deren Lebensqualität abnahm, z.B. durch Jobverlust oder Monotonie in den Aufgaben. Die Gewinner waren die Fabrikbesitzer, z.B. durch höheren Produktions-Output. Zieht man den Vergleich zur heutigen Zeit, könnte man im übertragenen Sinn zu ähnlichen Schlüssen kommen.
Es ist an uns, diesen Wandel sozial gerechter zu gestalten und dafür zu sorgen, dass es nicht zu viele Verlierer der digitalen Transformation geben wird. Die Diskussion um bedingungsloses Grundeinkommen, flexible Arbeitsmodelle, kooperative Lebens- und Arbeitsformen sind Lösungsansätze, die in die richtige Richtung gehen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis unsere Gesellschaft den nächsten großen Schritt macht. Wichtig ist und bleibt, dass die größtmögliche Zahl der teilnehmenden Menschen und Organisationen – ob reich, ob arm, ob groß, ob klein – in diesem Prozess mitgenommen werden und somit die Zahl der Gewinner um ein Vielfaches höher sein wird als die der Verlierer.